Kategorie:
Nachhaltigkeit, Gesundheit & Ernährung
27.11.2024

Wertstoffkreisläufe schließen: Innovationen im Flüssigkeitskarton-Recycling

Aus alt mach neu – Der Flüssigkeitskarton ist mehr als nur Abfall

Beim Kauf von Produkten achten viele Verbraucher bereits auf Verpackungen mit möglichst geringem Kunststoffanteil und entscheiden sich daher oft für kartonbasierte Verpackungen, wie zum Beispiel die von Elopak. Doch was passiert eigentlich nach dem Gebrauch mit einem Flüssigkeitskarton?

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf das Recycling von Flüssigkeitskartons und erklären, wie daraus wertvolle Sekundärrohstoffe zurückgewonnen werden. Wir stellen zudem drei innovative Unternehmen vor, die in der Recyclingbranche von Flüssigkeitskartons neue Maßstäbe setzen und blicken mit dem Experten Michael Brandl in die Zukunft des Recyclings.

Ein Verbund wertvoller Rohstoffe

Ein Flüssigkeitskarton besteht aus mehreren Schichten und verschiedenen Materialien, die zusammen eine stabile, flüssigkeitsdichte und feuchtigkeitsbeständige Verpackung bilden. Die Hauptrohstoffe sind:

70 bis 80% Karton

Der wichtigste Rohstoff wird aus nachhaltiger Forstwirtschaft in skandinavischen Wäldern gewonnen. Unser gesamtes Kartonmaterial stammt aus verifizierten und kontrollierten Quellen, die den Standards des FSC® (C081801) entsprechen.  

20 bis 25 % Kunststoff 

Die Kunststoffbarriere aus LDPE im Board hält die Verpackung ohne den Einsatz von Weichmachern und Schwermetall-Verbindungen dicht. Verschlüsse (LDPE + HDPE) tragen dazu bei, dass das Produkt auch nach Anbruch gut geschützt ist, sich gut ausgießen lässt und die Verpackung sicher wiederzuverschließen ist. 

0 bis 5% Aluminium

Aluminium wird nur für haltbare Produkte in ungekühlter Distribution eingesetzt. Die Aluminiumbarriere – dünner als ein menschliches Haar - schützt den Inhalt vor Licht- und Sauerstoffeinflüssen. 

Neu bei Elopak:

Pure-Pak® eSense  – der erste Aseptik-Karton ohne Aluminium.​

Bei den deutschen Verbrauchenden liegt Mülltrennung voll im Trend 

Abfalltrennung ist aus Konsumentensicht die sinnvollste Maßnahme, um Klima und Ressourcen zu schützen.
Quelle: www.muelltrennung-wirkt.de, "Welche Maßnahme finden Konsumenten am sinnvollsten, um Klima und Ressourcen zu schützen?"

Recycling von Flüssigkeitskartons in Deutschland

Pro Jahr werden etwa 180.000 Tonnen Flüssigkeitskartons für den deutschen Markt produziert. Dies entspricht etwa einem Pro-Kopf-Aufkommen von rund zwei Kilogramm im Jahr. Seit dem Start des Dualen Systems (1991) wurden in Deutschland über drei Millionen Tonnen Flüssigkeitskartons recycelt und so mehr als eine Million Tonnen CO2 eingespart.

Erreicht wurde dies aufgrund der zahlreichen Aktivitäten der Flüssigkeitskartonhersteller. Neben der Förderung innovativer Verwertungsverfahren konnte die Erfassung und Sortierung sowie das Recycling von gebrauchten Flüssigkeitskartons verbessert werden.
Deutschland hat mit 75% („Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2021“ (2023)) eine der höchsten Recyclingquoten für Flüssigkeitskartons in Europa. Dies trug zur Einsparung von ungefähr 550.000 Tonnen CO2 bei. Zum Vergleich: Ein Hektar Wald kann im Jahr etwa 10 Tonnen CO2 binden. Um 550.000 Tonnen CO2 zu absorbieren, sind 55.000 Hektar Wald nötig. Das entspricht etwa der Fläche von 77.000 Fußballfeldern.

Schon seit mehr als 30 Jahren werden die Kartonfasern in deutschen Papierfabriken aufbereitet. Auch für die Polyethylen-Aluminium-Anteile (PolyAl) gibt es mit der Palurec-Anlage in Hürth seit 2021 erste Verwertungskapazitäten in Deutschland. Gemeinsam mit der Jahreskapazität der kürzlich eröffneten Recyclinganlage von Saperatec kann so die gesamte deutsche Jahresmenge für das PolyAl-Recycling abgedeckt werden.
Grundvoraussetzung für eine hohe Recyclingquote ist für alle Verpackungen die korrekte Entsorgung. In Deutschland gehören alle Flüssigkeitskartons in den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne. Auf diese Weise können sie dem richtigen Wertstoffstrom zugeführt werden. In den Sortieranlagen wird der Flüssigkeitskarton als eigene Fraktion aus den Leichtverpackungen aussortiert.

Schon gewusst?

Als Dienstleister der dualen Systeme schließt ReCarton, eine 100%ige Tochtergesellschaft des FKN, Verwertungsverträge mit Papierfabriken, beauftragt Speditionen mit der Abholung des Materials von den Sortiertanlagen und führt den sogenannten "Mengenstromnachweis". Danit wird gegenüber den Landesumweltministerien auf die Tonne genau dokumentiert, wie viele Flüssigkeitskartons in welchen Anlagen verwertet werden.

Flüssigkeitskarton Recycling - So funktioniert's  

Flüssigkeitskartons werden in Deutschland gemeinsam mit anderen Verpackungen in den gelben Wertstoffbehältern gesammelt und anschließend in Sortieranlagen mit Infrarot-Technik als eigenständige Fraktion aussortiert.
Eine rotierende Trommel trennt anschließend den Verbund mechanisch ohne Chemikalien nur mit Wasser. Das funktioniert wie in einer Waschmaschine: Die in Wasser gelösten Papierfasern passieren die Löcher in der Trommelwand und die Folienreste und Verschlüsse werden am Ende der Trommel ausgeschleust. Aus dem Faserbrei wird in der Papierproduktion beispielsweise Wellpappe, Eier- und Papierkartons. So müssen für die Herstellung von neuen Papierprodukten keine neuen Rohstoffe verwendet werden. 
Für den Restverbund aus PE und Aluminium gibt es verschiedene Recycling-Verfahren. Die aus dem Poly-Aluminium-Verbund getrennten Sekundärrohstoffe finden Verwendung in zahlreichen Produkten: von Paletten über Bau- und Isolierstoffe, Rohre, Folien bis hin zu Möbeln und anderen Produkten für Haus und Garten.

Faser- und PolyAl-Recycler-Standorte in Europa

Spezialisten in Sachen PolyAl-Recycling

Bislang haben sich über zehn europäische Unternehmen auf das Recycling des PolyAl spezialisiert. Drei der Unternehmen stellen wir im Folgenden vor:
Palurec bereitet den Kunststoff-Aluminium-Verbund zu marktfähigen Rohstoffen auf. ​
Inbetriebnahme: 2021 
Standort: Hürth, Deutschland 
Kapazität/Jahr: 18.000 Tonnen
Technik: Ein rein physikalisch-mechanisches Verfahren und ausschließlich mit Hilfe des Trennmittels Wasser. Die Anlage verwendet Wirbelstromtrennung (Trennung von leitfähigen Materialien) und die Flotation (Trennung nach Dichte und Benetzbarkeit durch Wasser), um die Materialien effizient zu zurückzugewinnen.
Endprodukte: Rezyklate aus LDPE, HDPE und Aluminium
Anwendung der Endprodukte: Marktfähiges Aluminium, Non-Food Produkte wie Kanister, Rohre, Boxen aus HDPE, Kunststoffprodukte aus LDPE

Schon gewusst?

Als alleiniger Gesellschafter der Palurec GmbH wurden von den Mitgliedsunternehmen des FKN (Tetra Pak GmbH, SIG Combibloc GmbH und Elopak GmbH) rund 8 Millionen Euro in den Bau der Palurec-Recyclinganlage investiert.
In einem neuartigen mechanisch-physikalischen Recyclingverfahren trennt Saperatec Kunststoff, Aluminium und Papier aus Verbundverpackungen sortenrein auf und produziert daraus Sekundärkunststoff und -aluminium.
Inbetriebnahme: 2024 
Standort: Dessau-Roßlau, Deutschland
Kapazität/Jahr: 18.000 Tonnen
Technik: Für die Trennung des Kunststoffs von Metall- und Papierschichten kommt ein neuartiger Waschprozess mit wasserbasierten, wiederverwendbaren Waschflüssigkeiten zum Einsatz.
Endprodukte: Polyethylen-Granulat
Anwendung der Endprodukte: Kunststofffolien aus Polyethylen-Granulat
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Recon Polymers hat ein effizientes Verfahren entwickelt, um PolyAl in Kunststoffe umzuwandeln, die vielfältig eingesetzt werden können. 
Inbetriebnahme: 2021 (Pilotanlage seit 2017 in Betrieb)
Standort: Roosendaal, Niederlande
Kapazität/Jahr: 6.500 Tonnen
Technik: Die Anlage verwertet das PolyAl als Gesamtmaterial und arbeitet hierbei auf mechanischem Prinzip ohne Zugabe von Wasser, Chemikalien oder Wärme.
Endprodukte: PolyAl-Rohstoff für kunststoffverarbeitende Industrie
Anwendung der Endprodukte: Überwiegend Kunststoff-Paletten, aber auch andere Anwendungen wie Vogelfutterspender und 3D-gefertigte Möbel.

Die Zukunft des Recyclings in Europa 

Michael_Brandt_Portrait
Vier Fragen an Michael Brandl, Geschäftsführer von EXTR:ACT.
Kampagne: Mülltrennung wirkt! Eine Initiative der dualen Systeme
Case St. Helens Farm SuperNutrio
St. Helens Farm SuperNutrio, UK

St. Helen’s Farm führt mit „SuperNutrio“ eine innovative Kuhmilch mit hohem Eiweiß- und Kalziumgehalt ein, die speziell auf die wachsenden Gesundheits- und Ernährungsbedürfnisse der Kunden abgestimmt ist. Mit dem 1l Pure-Pak® Sense-Kartons von Elopak als nachhaltige Verpackungslösung, kann St. Helens Farm einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung von Plastikmüll leisten.

Case Pfanner Eistee
Pfanner Eistee, Österreich

Gemeinsam mit dem Weltcup-Sieger Manuel Feller hat der Getränkehersteller Pfanner den Eistee Himbeere-Zitrone in dem nachhaltigen Elopak Pure-Pak® Karton auf den Markt gebracht. Die handliche 750ml Größe des Pure-Pak® Kartons eignet sich ideal für den Konsum on-the-go – perfekt für einen aktiven Lifestyle. Ab 2025 wird die Kampagne in den sozialen Medien um das Thema Pfand in Österreich erweitert.

Case Weidemilch Gläserne Molkerei
Gläserne Molkerei, Deutschland

Marken-Relaunch bei der Gläsernen Molkerei: Frisches Logo, überarbeitetes Verpackungsdesign und der Claim „Ehrlich Gut“ setzen auf Transparenz, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Mit Info-Links auf den Verpackungen über Herkunft, Tierwohl und Produktionsweise unterstreicht das Unternehmen seine Mission, Bio-Lebensmittel verantwortungsvoll und transparent anzubieten.

Case Humble co. Schweden
The Humble Co., Schweden

The Humble Co. verpackt seit Mitte 2024 seine optimierte Minz-Mundspülung in 500 ml D-PAK™ Kartons, die 86% weniger Plastik als PET-Flaschen enthalten und recycelbar sind. Die nachhaltige, kartonbasierte Verpackung entspricht dem Nachhaltigkeitsanspruch der Marke und bietet Konsumenten eine verantwortungsvolle Wahl.